Bedenken gegen Tunnelpläne zum U4-Lückenschluß durch Grüneburgpark, Palmengarten und IG-Farben-Park
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Herr Feldmann,
in einer Video-Pressekonferenz hat der Verkehrsdezernent Klaus Oesterling, SPD, am 9.2.2021 die Kosten-Nutzen-Untersuchung für die Varianten des U4-Lückenschlusses zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim vorgestellt.
Die von den Bürgerinitiativen und dem BUND bevorzugte, ökologisch verträglichste, kostengünstigste Variante 1a hat mit dem Faktor 3,1 einen hohen Wert. Wir empfehlen diese Variante. Sie ist die direkte Nord-Süd-Verbindung von Ginnheim zur Bockenheimer Warte mit Station Botanischer Garten.
Die Variante 3 mit Station Adorno-Platz hat den Faktor 2. Der Doppeltunnel dieser Variante würde nach jetziger Vorstellung in einer Tiefe ab 7 17 Meter in die Grundwasserströme von IG-Farben-Park, Grüneburgpark und Palmengarten gebaut, so daß dauerhaft auch im Landschaftsschutzgebiet Grüneburgpark immense Schäden vor allem an den alten Bäumen und dem Clump im Süden entstehen würden. Auch auf Straßenbäume und Häuser im Süden der Betontunnel-Barriere würden die Folgen einer Grundwasser-Absperrung negative Auswirkungen haben.
Wir fordern - wie die Bürgerinitiativen und der BUND - dem Klima-Notstand (Klimaallianz) bei allen Ausbauvorhaben, so auch beim Schienennetz, grundlegend Rechnung zu tragen. Bisher sind für den U4-Lückenschluß keine Klima-Kriterien bekannt und auch nicht in Aussicht gestellt. Beton verbraucht bei der Herstellung viel CO und ist von daher kein klimagerechter Baustoff.
Für die Verkehrswende ist eine Gesamtverkehrsplanung für Frankfurt inclusive dem U-Bahn-Lückenschluß in partizipativer Planung zu entwickeln. Der GVP von 2005 ist veraltet. Der Verkehrsdezernent schließt jedoch aktuell in einer Stellungnahme (ST 220 vom 08.02.2021) die Straßenbahn im Reuterweg – wahscheinlich aus Konkurrenzgründen zu den teuren U4-Tunnelplänen - aus. Für den Campus Westend fordern wir die Tram-Erschließung durch den Reuterweg, die vielen Menschen als Stadtteilverknüpfung zugute käme. So war es mit 23000 täglichen Fahrgästen mit der Tramlinie 13 bis 1978.
Seit Jahren ist der Campus Westend mit acht Linien gut angeschlossen: U1,2,3,9, Busse 36, 64, 75, 32. Durch den Radentscheid wird die RadInfrastruktur auch für den Campus verbessert. Auch in den Fußwegverbindungen zum Campus ist Potential. Mobilitätszahlen zum Modal Split werden von der Goethe-Uni auf Nachfrage nicht erhoben, so daß weder die jetzige Mobilitäts-Verteilung bekannt ist noch die zukünftige wissenschaftlich voraussagbar ist. Die Präsenz ist durch die Pandemie seit März 2020 auf niedrigem Niveau und wird sich, je nach digitalem Lehrbetrieb, zukünftig wahrscheinlich mit wenig Vor-Ort-Veranstaltungen und Homeoffice entwickeln.
Was uns ebenfalls große Sorgen macht, ist die fehlende Beachtung des Denkmalschutzes der von Siesmayer geschaffenen Parks Palmengarten und Grüneburgpark. Auch der IG-Farben-Park steht unter Denkmalschutz. Jeder Baum steht unter Denkmalschutz.
Vom Umweltdezernat wird nur ein Baumgutachten für 700 Bäume erstellt, kein ökologisches Gutachten. Jetzt schon fehlen 136 Bäume im Grüneburgpark, die nicht nachgepflanzt wurden. Wir fordern Baumpflanzungen gegen den Klima-Notstand. Bäume sind wichtige CO²-Speicher. Das Grundwasser-Gutachten ist Geheimnis, denn es fehlt die Ausschreibung und das Institut. Ein gründliches Monitoring wäre über 4 - 5 Jahre notwendig. Wir kennen die verheerenden Auswirkungen der Grundwasser-Barrieren im Palmengarten, die durch Kanalbau verursacht wurden.
Grundwasser und Böden stehen unter besonderem Schutz und dürfen gar nicht geschädigt werden.
Dem Palmengarten droht nach 150 Jahren ein radikaler Grundwasserentzug durch eine Tunnel-Barriere riesigen Ausmaßes. Die vor kurzem sanierten Gebäude werden durch Grundwasser-Absenkungen Risse bekommen.
Wir bitten Sie um Antwort.
Freundliche Grüße
Naturfreunde Frankfurt
Für den Vorstand
Claudia Lenius, Gisela Becker