Sonntag, 22. 6. 2008
Ankunft in Tiblissi gegen 5.45 Uhr mit 2 Stunden Zeitverschiebung. Giorgi holt uns mit einem privaten, gasbetriebenen Taxi ab. Auf der Fahrt gutes Wetter, Begrüßung im Haus durch den Vater. Giorgi hat für uns das Wohnzimmer renoviert und das Bad völlig neu installiert. Nach einem Frühstück schlafen wir bis gegen Mittag. Nato, die Schulleiterin kommt und bringt Essen mit. Am Nachmittag besichtigen wir das Schloss und das Heimatmuseum. Nach einem heftigen Gewitter ist es trüb und frisch. Giorgis Freunde stellen sich vor, wir schwatzen im Hof mit ihnen. Nach dem Abend essen gehen wir sehr bald schlafen. Es gab Käse und Büffeljoghurt aus Odlissi, sowie Weißbrot aus dem Backkrug. Die Nachbarin brachte Pfirsichmarmelade für uns. Gegen Abend gibt es kein Wasser, ein Normalzustand in Telavi.
Montag, 23. 6. 2008
Die Leute stehen hier wohl sehr früh auf. Ich war um 6 Uhr wach, wir sind aber erst gegen 8 Uhr aufgestanden. Die Zeitumstellung und die durchwachte Reisenacht steckt uns allerdings noch in den Knochen. Die neue Dusche hat bestens funktioniert und Giorgi ist sehr stolz darauf. Nato hat einen Aktionsplan gemacht, danach fahren wir heute nach Tsinandali, zum Palast eines Adeligen der Bäume aus aller Welt in seinem Park sammelt und sich sehr um die Erhaltung und Neubau des Frauenklosters Schuamta kümmerte, dort auch beigesetzt ist. Sein Palast wird gerade von Sarkashvili restauriert und dann wieder als Museum zur Verfügung stehen. Jaba, ein Freund Giorgis, spielt für uns den Chauffeur. Im Park haben wir gepicknickt. Giorgi hat Khwaseli (Leber-Reis-Kuchen) und Ponchiki (süße Cremekuchen) besorgt. Im Park sind wir spazieren gegangen. Für abends hat uns Giorgis Vater ein georgisches Hühnchengericht vorbereitet, sehr lecker! Vorher waren wir noch in Telavis Altstadt und am alten Brunnen am Ortsrand, einer Quelle, die wir auch probiert haben. Nachts ist es recht kühl, wir haben nur eine dünne Decke und ziehen Kleidung über unsere Schlafanzüge.
Dienstag, 24. 6. 2008
Giorgi möchte uns die georgische Küche nahe bringen und serviert uns täglich etwas Neues. Heute gab es zum Frühstück Isbankhi (Gemüsepaste) und Lulakebabi (Teigröllchen mit Fleisch und Reis). Gegen Mittag sind wir mit Jaba nach Gremi gefahren. Eine abenteuerliche Turmbesteigung, die bei uns aus Sicherheitsgründen undenkbar wäre! Dann ging es weiter nach Nekresi. Dort leben noch heute Mönche, die einem absoluten Schweigegelübde unterworfen sind. Eine große Klosterruine mit noch intakter Kirche. Alte Tonfässer für Wein sind im Boden eingelassen. Die Gebäude stehen auf einem Berg, zu dem man etwa 45 Minuten steil aufsteigen muss. Später aßen wir am Parkplatz zu Mittag. Am Nachbartisch wurde georgische Volksmusik gespielt und gesungen. Ich durfte das filmen, musste aber einen Schluck Wein trinken und einen Toast ausbringen: „Ich wünsche, dass Sie noch lange singen können und viele Leute mit ihrer Musik erfreuen können!“ Zu Hause holte die Nachbarin mich zu sich. Es lief ein Film über Telavi mit georgischer Musik im Fernsehen. Sie hatte Bohnen für uns gekocht.
Autofahren in Georgien ist ein echtes Abenteuer. Man hat den Eindruck, dass die einzige Verkehrsregel darin besteht, rechts zu fahren, aber selbst darauf ist kein Verlass. Mit 80 Sachen durch eine geschlossene Ortschaft ist ebenso normal, wie mit 20 km/h auf völlig freier Landstraße, die stellenweise aber mit Schlaglöchern übersät ist. Zu den Verkehrsteil-nehmern gehören Hunde, Esels- und Pferdekarren ebenso wie Kuhherden, die die Straße plötzlich kreuzen oder einem entgegenkommen.
Mittwoch 25. 6. 2008
Morgens haben wir die deutschen Soldatenfriedhöfe in Telavi besucht. In unmittelbarere Nähe liegt auch das Stadion (bzw. Fußballplatz), der sehr renovierungsbedürftig ist. Gegen Mittag hat uns Jaba nach Alaverdi gefahren, einer alten Klosteranlage mit einer monumentalen Kirche. Sehr eindrucksvoll, leider ist Fotografieren innen verboten. Die Inhaber einer italienischen Weinfabrikation in der Nähe stiften die Sanierung der Gebäude. Was schon entstanden ist, weist auf ein sehr schönes Ergebnis hin. Georgische Kirchen sind normalerweise immer komplett mit Fresken bemalt. Leider sind viele solche Malereien von Eroberern zerstört oder weiß übertüncht worden. Nicht zuletzt von den Russen.
Nun ging es weiter nach Ikalto, einer philosophischen Akademie in einer Klosteranlage aus fast der gleichen Zeit wie Alaverdi, nämlich aus dem 600 Jh. Hier wurden gerade archäologische Ausgrabungsarbeiten vorgenommen. Unter anderem hat man uns einen Schädel mit einem großen Loch in der Schädeldecke und etliche menschliche Knochen aus alten Gräbern gezeigt. Überhaupt geht man hier mit den Altertümern recht unbefangen und ungesichert um. Im Innenhof der Anlage soll es auch 40 riesige im Boden eingelassene Tonkrüge geben, die ein Fassungsvermögen von jeweils 1000 bis 2000 Litern haben. Die müssen allerdings noch freigelegt werden. Aus Stein gemauerte, überwölbte Weinwannen, in denen die Trauben zerstampft wurden, geben einen Eindruck von der Verarbeitungskapazität. Ein Weinlabor, mit ebenfalls in den Boden eingelassenen Tonkrügen mit mehreren Hundert Litern Fassungsvermögen konnte als Ruine besichtigt werden.
Als besondere kulinarische Köstlichkeit gab es heute Lobiana (Bohnenbrot) und Washlatama, eine Kreuzung aus Apfel und Pfirsich.
Nach der Besichtigung erstiegen wir eine Art Almwiese, von der wir einen herrlichen Blick in Alasani-Tal und auf den Großen Kaukasus hatten.
Am Abend hörten wir, dass eine dreiköpfige Gruppe aus Melchiorsgrund in Tiflis angekommen ist, die der Schule, bzw. der dazugehörigen Landwirtschaft in Odlissi einen Transporter, eine Melkmaschine und Saatgut bringen wollte. Allerdings mussten in Tiflis mit Unterstützung der Schulleiterin Nato noch Zollformalitäten abgewickelt werden. Lediglich ein Mitglied der deutschen Gruppe, der Arzt Fritz, kam schon am Mittwoch nach Telavi. Mit ihm gingen wir in den Park, wo wir das Fußball - Europameisterschaftsspiel Deutschland – Türkei (Halbfinale) sehen und uns über einen 3:2 Sieg freuen konnten. Fast alle Georgier waren auf Seiten der Deutschen, aber es gabe ein Gruppe junger türkischer Austauschschüler, die stimmungsvoll ihre Seite vertraten.
Donnerstag 26. 6. 2008
Da Nato wegen Zolls für den Sprinter und dem Saatgut noch immer in Tiflis war, besuchten wir heute nicht, wie geplant, die Schule. Nach langem Ausschlafen bis 10 Uhr, wird ausgiebig am Frühstückstisch diskutiert und Sprachübungen gemacht. Danach sind wir in die Kunstgalerie gegangen. Eine der Stadt Telavi geschenkte Sammlung georgischer, russischer und europäischer Maler. Die Stifterin war selbst Malerin gewesen. Nach Ruhe und Mittagspause haben wir einen Gang durch Telavis Bauernmarkt und diverse Kaufhäuser und Supermärkte gemacht. Als wir nach Hause kamen, schenkte uns eine Nachbarin, deren Tochter Deutschlehrerin ist, Aprikosen. Marina kam auch gleich rüber und schwatzte mit uns. Wir zeigten den gesamten Film meiner Kamera.
Wurden wir übrigens als Deutsche irgendwo erkannt, begrüßte man uns immer freundlich und oft wurden wir auf Fußball angesprochen, man wünschte Deutschland im Endspiel mit Spanien den Sieg.
Freitag, 27. 6. 2008
Wieder gab es ein ausgiebiges Frühstück, für das sich Giorgi, wie jeden Tag, etwas besonderes hat einfallen lassen. Die Nachbarin, Marina, Mutter von Jaba, steuerte auch oft etwas bei; heute waren es „Zigarren“ (Nussteigrollen). Giorgi hatte Pachlava (süßes Blätterteiggebäck) besorgt. Daneben gehören immer Büffeljoghurt aus eigener Produktion, sowie Tomaten und Gurken, Käse und Früchte dazu. Auf dem Besichtigungsprogramm stand heute eine Fahrt nach Schuamta im Gomborigebirge mit seinen Klosteranlagen. Der untere Teil von Schuamta ist ein noch in Betrieb befindliches Frauenkloster, das aus dem 16. Jh. stammt. 1000 Jahre älter ist das obere Schuamta, dessen Ruinen derzeit restauriert werden. Das Baugerüst wirkte extrem abenteuerlich. Giorgi bemüht sich, mit einer Holzschnitzerei daran teilhaben zu können.
Der Höhepunkt des Ausflugs war das Grillen. Giorgi hatte Schweinefleisch in einer Gewürzmischung eingelegt. Ein Bündel alter, getrockneter Weinreben diente zum Feuermachen. Aus Haselnuss-zweigen wurden Spieße geschnitzt, auf das die Fleischwürfel gesteckt wurden. Nachdem nur noch Glut übrig war, wurden die Spieße über die verkohlten Reben gelegt und gegrillt. Das Rebenreisig gibt dem Fleisch zusätzlich ein ganz besonderes Aroma. Gegessen wurde es dann mit Fladenbrot, Käse und Salat. Wobei das Fleisch zuvor wieder in der Marinade gewälzt wurde. Unser Fahrer war wieder Jaba. Die Spieße nennt man im Georgischen mzwadi.
Samstag, 28. 6. 2008
Nach dem Frühstück sind wir zu Kakha , dem Vorsitzenden der georgischen Naturfreunde , gegangen. Etwa drei Stunden haben wir mit ihm über unsere gegenseitige Arbeit, unsere Projekte und eine Fahrt zu einem Nationalpark verhandelt. Mit der Zeit taute er immer mehr auf. Schließlich füllten wir einen Mitgliedsantrag für die georgischen Naturfreunde aus über mtl. 10 Lari Beitrag.
Da Nato immer noch in Tiflis war, kauften wir dann auf den Bauernmarkt Zutaten für Schweinebraten mit Blumenkohl und Kartoffeln. Der (Fleisch-)einkauf war ein Erlebnis! Auf der Suche nach dem besten Fleisch fragte sich Giorgi bei zahlreichen Händlern auf dem Basar durch. Bei Giorgi zu Hause wurde dann gekocht, es gelang recht gut. Etwas vom Essen brachten wir den Nachbarn zum Probieren. Abends haben wir aus dem Haft mit den georgischen Liedern musiziert, Giorgi hat vorgesungen und Claudia hat gefilmt um die Melodie und Interpretation festzuhalten.
Sonntag, 29. 6. 2008
Wir bestätigen die Fahrt in den Tuchetien Nationalpark mit 2 Übernachtungen, Vollverpflegung und Fahrt im Geländewagen. (50 Lari im Gasthaus pro Person und 450 Lari für den Fahrer). Da Nato wieder da ist, besuchen wir sie heute in der Schule. Sie führt uns stolz durch die Schule, sie hat wirklich viel vollbracht. Nato bewirtet uns mit Kaffee und Gebäck, sowie Joghurt mit Brot aus dem Backkrug. Am Nachmittag sind wir bei Karlos Familie Amirgulashvili eingeladen. Sie sind äußerst liebenswürdig und bewirten uns mit zahlreichen Spezialitäten aus der Region, sowie mit selbstgemachtem Fruchtsaft (Pflaumen und Trauben). Der Vater spielt sehr gut Klavier, er spielt uns Einiges vor und Giorgi singt dazu. Abschließend singen wir beide „Nun Freunde...“, sie sind begeistert. Schade, dass es hier keine Gitarre gibt! Allen tut es Leid, dass wir nur so kurz füreinander Zeit haben.
Am Abend soll es mit dem neu gelieferten Sprinter nach Odlissi gehen. Das fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Auf dem Weg überrascht uns ein derart starker Wolkenbruch, dass wir umkehren. Da es auch zeitweise keinen Strom gibt, fürchten wir, das EM-Endspiel nicht sehen zu können. Notfalls wird in der Schule der Generator angeworfen. Letztlich haben wir das Finale bei Giorgi und seinem Vater Abesalom zu Hause gesehen. Deutschland hat verdient 0:1 gegen Spanien verloren.
Montag, 30. 6.2008 bis Mittwoch, 2. 7. 2008
Wir starten das große Abenteuer, indem wir für drei Tage in den Tuschetien Nationalpark aufbrechen. Früh um 7 Uhr erwartet uns Vasha, unser Fahrer und auch späterer Gastwirt, mit seinem Lada Niva, einem recht kompakten, russischem Allrad-Wagen. Nach zirka einstündiger Fahrt verlassen wir, am Fuße des Großen Kaukasus, feste Straßen und beginnen auf extrem schwierigem Weg den Anstieg bis auf 3000m Höhe, eine Pass, der den Blick nach Tuschetien, einer Hochgebirgsregion im Norden Georgiens, öffnet. Die Straße, wollen wir sie mal so nennen, bestand anfangs aus Fels, der nur ganz grob bearbeitet war. Dann aus Schotter, der immer wieder von Wasser unterspült wurde. Zum Teil reißende Bäche überflossen die Straße und fraßen tiefe Rinnen hinein, die wir überwinden mussten. Manchmal war die Straße so schmal, dass der Wagen kaum darauf passte. Hin und wieder legte er sich extrem schräg, so dass man glauben konnte, gleich senkrecht in die Tiefe zu stürzen (kippen). Eine Rast auf 3000m Höhe unterbricht die Fahrt. Es ist ungemütlich kalt und windig, doch in einer von Felsen geschützten Mulde lässt es sich aushalten. Die anschließende Abwärtsfahrt verläuft ganz ähnlich wie der Aufstieg. Die Berge sind extrem steil; manchmal geht es neben der Straße fast senkrecht nach unten, bzw. nach oben. Beim Abstieg auf etwa 1800m müssen wir mehrere Abschnitte überwinden, die mit meterhohem Schnee bedeckt sind. Schließlich folgen wir einem wilden Fluß und erreichen nach zirka fünfstündiger Fahrt (einschließlich Rast und etlichen Fotostopps) eine sattgrüne Hochebene auf etwa 2000m Höhe mit dem Dorf Omalo. Dort beziehen wir im Hotel „Keselo“ Quartier.
Die Wirtsleute, Nino und ihr Mann, sind freundlich und zurückhaltend. Bald tischen sie uns, nach einem Begrüßungs-Nescafe, ein leckeres Mittagessen auf, mit Lammfleisch am Knochen in Suppe, Käse, Salat, eingelegten Kräutern und natürlich Brot. Da es inzwischen begonnen hat zu schütten, ziehen wir uns erst einmal zum Mittagsschlaf in unsere Zimmer zurück und schlafen eine Runde. Die Zimmer sind karg, sauber, mit harten Betten und sogar Bettwäsche. Die morgentliche Wäsche ist nur am kalten Wasserhahn draußen möglich. Wobei das Wasser direkt aus dem Berg kommt. Die Dusche ist abenteuerlich. Mit einem zu beheizenden Kessel, aber der ist nicht in Funktion zur Zeit. Wir sind die ersten Gäste in dieser Saison. Die Toilette ist ein Hock - Plumpsklo, Strom gibt es keinen.
Nachdem der Regen aufgehört hat, belohnt uns ein wunderschöner Regenbogen. Wir brechen zum Museumsdorf Keselo auf, das mit Hilfe einer holländischen, privaten Stiftung wieder aufgebaut wurde. Alte, bis ins 18.Jh. benutzte Wohntürme aus nur geschichtetem Schieferstein. Am Abend gibt es wieder das typische, vielfältige, georgische Essen.
Nach einer guten Nacht, mit viel Regen, fahren wir bei aufklarendem Wetter etwa 30 km weiter. Es wird uns eine Überraschung versprochen. Als die Straße so abgebrochen ist, dass auch der Niva nicht passieren kann, laufen wir die letzten 7km zu Vashas Ort. Ein landschaftlich beeindruckender Weg. Kühe und Schafe an den Hängen, ab und zu kommt uns ein galoppierender Reiter entgegen, Bäche müssen zu Fuß überquert werden. Etwa auf halber Strecke begegnen wir zwei Pferden, die geführt werden. Unser Gepäck kommt auf deren Rücken, wir lehnen das Reiten dankend ab. War das die Überraschung? Nein! An einer etwa 40m über dem Fluss befindlichen Hängebrücke machen wir Halt. Giorgi wagt es, darüber zu laufen. Weiter geht es über einen Fluss, teils barfuß, teils über einen Stamm balancierend. Da haben es die Pferde leichter.
War das die Überraschung? Nein! Nun gelangten wir nach kurzer Zeit am Haus Vashas an, wo uns seine Mutter sehr freundlich begrüßte. Nach einem guten, reichhaltigen Mittagessen und einem kurzen Schlaf in unserem Zimmerchen, brachen wir zu Fuß zu der Ruinensiedlung des Tsovatavolkes auf. Nach zwei Stunden gemächlicher Wanderung, Durchquerung von Bächen, Ziegenkletterlehrgang am Schotterhang, gelangten wir an, allerdings ohne einen der vielen Bären gesehen zu haben. Kakha informierte uns über Leben und Kultur der Tsovaten.
Giorgi erkletterte sogar eine mit menschlichen Knochen gefüllte Höhle.
Zurück bei Vasha wird uns die versprochene Überraschung präsentiert: frisch gefangene Forellen, die uns zum Abendessen gebraten kredenzt werden. Allerdings gibt es zuvor noch eine heiße Dusche aus einem abenteuerlich konstruierten Holzofen bzw. –boiler, durch den das Quellwasser geleitet wird. Auch die Toilette ist fast ein richtiges WC: Durch eine normale Klosettschüssel wird das Quellwasser geleitet. In der Nacht ist es vollständig ruhig. Die Natur schläft, und kein Laut ist zu hören – höchstens das Plätschern des Flusses in der Ferne.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist genauso reichhaltig und vielfältig wie das zurückliegende Abendessen. Dann brechen wir auf zum Rückweg: zwei Stunden bis zum abgestellten Auto zu Fuß, dann fünf Stunden Rückfahrt mit Kaffeepause in Omalo und Mittagspause auf der Kühlerhaube nach Überwindung des Passes. Wieder passieren wir einige extrem schwierige Wegstellen: Schnee, Geröll, reißende Bäche, umgestürzte Bäume. Gegen 19:00 Uhr sind wir wieder in Telavi – müde, aber voller Eindrücke und auch erleichtert über das bestandene Abenteuer.
Donnerstag, 03.07.08
Heute hat Giorgi seine erste Aufnahmeprüfung für die Uni. Wir machen es uns gemütlich und verbringen einen geruhsamen Vormittag. Eigentlich wollte Giorgi gegen 12 Uhr wieder zu Hause sein, doch an seiner statt taucht Nato auf und lädt uns ein, zu einem Klavierkonzert einer Meisterschülerin mit in die Musikakademie zu kommen. Nato hat selbst dort 4 Jahre Violine studiert. Die junge Pianistin spielt hervorragend, anschließend lädt uns der Direktor der Akademie noch zu einer Vorführung seines Siegerwerkes ein: ein Film über Telavi mit einer Eigenkomposition unterlegt. Später bekommen wir noch weitere Eigenkompositionen zu hören, die wir auch als CD mitbekommen und an Frau Lösch weiterreichen sollen, gemeinsam mit einem Dankschreiben. Außerdem gibt es reichlich zu essen und zu trinken. Mit Giorgi, der dort zu uns stößt, und bezüglich der Prüfung ein gutes Gefühl hat, trinken wir in einem Cafe etwas. Anschließend geht es zur Schule, wo der Schulbus auf uns wartet, um uns nach Odlissi zu fahren und den Bauernhof anzuschauen. Dort wurde schon Einiges für den Aufbau der Landwirtschaft geleistet, aber es gibt auch noch eine Menge zu tun. Derzeit wird in Handarbeit ein Brunnen mit zirka 1m Durchmesser gegraben, der bereits ein Tiefe von 20m erreicht hat. Über eine primitive Seilwinde wird ein Arbeiter abgeseilt, der dann Eimer um Eimer füllt, die jedes Mal hochgezogen, entleert und wieder abgelassen werden müssen. Die Frischluftzufuhr erfolgt über einen Staubsauger und einen Gartenschlauch. Alle 15 Minuten muss der Arbeiter abgelöst werden, damit ihm nicht die Luft ausgeht.
Die Produkte des Hofes, insbesondere Milchprodukte wie Büffeljoghurt, Milch, einfacher Käse und Butter, werden in einem schuleigenen Laden verkauft. Giorgi will noch in diesem Jahr für einige Wochen in die Schweiz reisen um die Käseherstellung zu lernen, damit die Schule künftig noch besseren Käse in größerer Vielfalt herstellen kann.
Abends sind wir zu einer Supra (georgisches Gastmahl) zu Nato eingeladen. Dort treffen wir auch auf die drei Deutschen aus Melchiorsgrund, Christiane, Fritz und Waldemar, die einen Mercedesbus mitsamt Melkmaschine nach Georgien überführt haben. Es wird ein sehr netter Abend, getrübt allerdings durch Natos immer schlimmer werdende Halsentzündung. Der Arzt Fritz hat ihr einige Medikamente dagelassen, die hoffentlich helfen. Wir werden zu einem Besuch nach Melchiorsgrund eingeladen.
Unsere Versuche, Frau Plate von der Adenauerstiftung in Tiflis zu erreichen, haben leider kein handfestes Ergebnis erbracht, weil sie schlicht nicht anwesend war. Also bleiben wir noch den Freitag in Telavi.
Freitag, 4. 7. 2008
Wir haben bis etwa 9.30 Uhr geschlafen, allerdings wird Claudia in der Nacht ziemlich im Gesicht zerstochen. Wir haben keine Ahnung wodurch, denn Michael bleibt verschont. Nach einem gemütlichen Frühstück brechen wir in die Stadt auf um nach Tiflis zu telefonieren wegen unserer Rückflugbestätigung. Dann besichtigen wir eine Kirche in der Stadt, die sehridyllisch liegt. Zum Mittagessen lädt uns Giorgi in ein nett hergerichtetes Keller – Restaurant ein, um Chinkali (georgische Maultaschen) zu essen, die sehr gut schmecken. Anschließend geht Claudia mit Giorgi noch einmal zur Schule um Nato zu treffen, die uns noch Unterlagen für die KAS geben will. Wir bekommen auch noch Geschenke für Kunzes, Schota und uns. Nato geht es etwas besser. Wir trinken mit ihr noch Kaffee. Sie trägt wieder den geschenkten Schal, über den sie sich offensichtlich sehr gefreut hat. Micha hat inzwischen schon angefangen zu packen. Wir vollenden das und trinken danach Kaffe und Tschai und essen Kuchen mit Giorgi und seinem Vater. Anschließend verabschieden wir uns noch bei den Nachbarn. Jaba ist schier aus dem Häuschen wegen des Portemonnaies, der Kappe und Michas gebrauchter Sonnenbrille.
Heute Nacht reibt sich Claudia gründlich gegen Mücken ein, wir schlafen auch wirklich gut und bleiben vor Stichen verschont.
Samstag, 5. 7. 2008
Da Claudia ihren Handywecker falsch gestellt hat, verschlafen wir fast. Nach raschem Anziehen und einem heißen Getränk geht es im privaten Taxi ab nach Tiflis, mit einem weiteren Fahrgast. Giogis Vater weint fast beim Abschied.
Gegen 10 Uhr sind wir am Flughafen. Dort gibt es, entgegen unserer Erwartung, keine Gepäckaufbewahrung; Geierkacke! Giorgi fährt zum Hauptbahnhof um dort Möglichkeiten zu erkunden. Wir warten am Flughafen. Gegen 13 Uhr ist er endlich zurück. Rasch geht es nun mit dem Bus mit allem Gepäck, das wir am Hauptbahnhof deponieren. Durch die Busfahrthaben wir schon fast eine Stadtrundfahrt gemacht. Wir laufen den Rustaweliprospekt entlang, mit seinen Prachtbauten und eifriger Bautätigkeit. Zwischen durch nutzen wir immer wieder die Metro. Zunächst hatte Giorgi allerdings zum Mittagessen eingeladen. Es gab Tkemali (Kalbfleisch in grüner Kirschsoße), lecker! Schließlich schlugen wir uns noch zum Dom durch. Von Schewardnadse begonnen und von Sarkaschwili fertig gestellt. Ein sehr beeindruckendes, moder-nes Kirchenbauwerk im alten Stil. Drum herum eine prächtige Gartenanlage mit weiteren Kapellen. Da haben sich die beiden Staatmänner ein Denkmal gesetzt!
Nun geht es per Taxi vom Hauptbahnhof aus, wo wir unser Gepäck abholen, zum Flughafen. Der Abschied fällt nicht leicht. Aber es gibt viele Gründe in dieses beeindruckende, aufwärtsstrebende Land wieder zu kommen. Wir sind jetzt überzeugt: Georgien gehört zu Europa!
Claudia Lenius, über ihre ersten Reise nach Georgien. Es werden noch drei weitere Reisen mit und für die NaturFreunde folgen!