Die Frankfurter NaturFreunde engagieren sich seit Jahren gemeinsam mit den Vogelsbergern gegen den Wasserraubbau aus den hessischen Mittelgebirgen. So ist auch für Juni 2022 eine Protestaktion gegen den Bezug des Wassers für Frankfurt aus dem Vogelsberg und Burgwald bei Marburg geplant.
Aus diesem Grund veröffentlichen wir nachstehend ein Leserbrief von Uwe Zaschel, NaturFreunde Ortsgruppe Vogelsberg (Lauterbach)
Die Metropole Frankfurt betreibt Raubbau am Grundwasser
[Der regenreiche Sommer hat dem Grundwasser nicht viel geholfen: „Nur eine kleine Atempause für die Natur“, FR-Regional vom 13. November]
Wenn man Grundwasserraubbau riechen könnte, wären weite Teile Süd- und Mittelhessens unbewohnbar. Vom hessischen Ried über den Vogelsberg bis hinauf zum Burgwald bei Marburg scheint die Rechnung der Trinkwasserkartelle aufzugehen: Wohlfeile Versprechen machen, Besorgnis bezüglich der Klimakrise signalisieren und weiterhin munter fördern.
Zentraler Treiber der Austrocknung hessischer Mittelgebirge und Flussauen ist aber womöglich die Stadt Frankfurt. Würde sie nicht so viel Fernwasser kaufen, hätten die Förderunternehmen weniger zu pumpen, was für die Naturräume eine dringend notwendige Erholung bedeuten würde. Schließlich fließen aus dem Vogelsberg weiterhin pro Tag 6600 Tanklaster Grundwasser nach Frankfurt ab – eine schier unvorstellbare Menge. Wer noch weiß, wie volle Bäche und lebendige Moorbiotope aussehen, kann die ignorante Haltung der Metropole nur als Verbrechen bezeichnen.
Nachdem die Landesregierung den Leitbildprozess für eine vernünftige Trinkwasserbewirtschaftung vor drei Jahren gemeinsam mit Kommunen, Versorgern und Umweltverbänden abgeschlossen hat, liegt der Ball jetzt bei der Stadt Frankfurt. Dort regieren Grüne, die politisch in der Lage wären, Nägel mit Köpfen zu machen. Frankfurt schwimmt im Wasser und wirkt wie gelähmt, es zu nutzen. Technisch ist das kein Problem – man muss es nur endlich tun. Liegt die Lähmung daran, dass die Mainova als mehrheitlich städtisches Unternehmen mit Fernwasser fette Gewinne für den Stadtsäckel einfährt?
„Wasserfragen sind Machtfragen“, hat ein ehemaliger grüner Kämmerer auf einer Podiumsdiskussion gesagt. Die grüne Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig erklärte mehrfach vor mittelhessischem Publikum, sie habe verstanden: „Die Stadt wird die Brauchwassernutzung für Neubauten verordnen, die ersten Planungen sind am Laufen, wir fangen jetzt an.“ Passiert ist nichts, wenn man von einigen Tankladungen Mainwasser für die Bewässerung von Stadtbäumen mal absieht. Vielleicht ist das nicht Frau Heilig anzulasten.
Die Vermutung liegt nahe, dass in der Angelegenheit eher lichtscheue, einflussreiche Akteure aus dem hässlichen Filz aus Politik und halböffentlichen Aktiengesellschaften den Rüssel im Trog haben und massiv auf der Bremse stehen. Müssen dort erst Köpfe rollen, damit es endlich vorwärts geht? Uwe Zaschel, Angersbach