Auch der Vorstand hat sich mit diesem Thema auf seiner Klausur im Lahntalhaus am 2./3. Mai beschäftigt. Angestoßen und andiskutiert wurde dieser Themenbereich schon auf der Veranstaltung „NaturFreunde-Haus Niederrad – aktiv“ (am 01.02.2014), auf der sich eine AG mit dem Thema „Öko oder so“ intensiv auseinandersetzte. (Die Redaktion)
Es seien nette Leute gewesen, erzählte vor einigen Jahren eine meiner Freundinnen am Telefon, die eine Woche gemeinsam mit einer Gruppe von Naturfreundinnen und –freunden im Urlaub war. Nur die Ernährung, mein lieber Schollie – (sie ist Hamburgerin) – das sei ja ganz schräg und wie ich das vereinbaren würde mit unseren Zielen. Ich hatte ihr immer mal von uns erzählt. Meine Freundin ist keine Vegetarierin wie ich, aber sehr umweltbewusst und ihre Kritik hat mich kalt erwischt.
Inzwischen bin ich selbst öfter mit uns NaturFreunden unterwegs gewesen und stimme mit ihr in der Kritik überein. Während wir sehr genau die Zerstörung der Umwelt durch die Flieger sehen, die krankmachenden Auswirkungen von Lärm kennen, um die Bedeutung des Regenwald für das Klima wissen und ihn also schützen wollen, verzehren wir bedenkenlos so viel Fleisch, als hätte das mit der Umwelt gar nichts zu tun. Und das, obwohl der Fleischkonsum einer der Hauptmotoren des Klimawandels ist, wie eine Studie der FAO (Food and Agricultural Organisation of the United Nations) von 2006 belegt. Die weltweite Tierhaltung und -produktion, umgerechnet in CO2-Äquivalente, ist für 18 Prozent der vom Menschen zu verantwortenden Klimagas-Emissionen verantwortlich. Und damit klimaschädlicher als das gesamte weltweite Verkehrsaufkommen. Besonders schädlich (23 mal schädlicher als CO2) ist das in den Mägen von Wiederkäuern entstehende Methan. Bis zu 280 Liter täglich bilden sich im Magen einer einzigen Kuh.
Eine Studie des Worldwatch-Instituts aus dem Jahr 2009 geht noch weiter als die FAO: Die Autoren kamen auf einen Anteil der Viehhaltung von mindestens 51 Prozent an den weltweiten, durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen.
Gleichzeitig wird für die Fleischproduktion der Regenwald vernichtet, für dessen Erhalt wir uns ja immer wieder einsetzen. 40% des abgeholzten Regenwaldes geht zu Lasten der Fleischproduktion. Immer mehr Flächen werden für den Anbau von Futtermitteln benötigt. Abgesehen von der Umweltzerstörung ist dies auch ein Grund für den wachsenden Hunger in der Welt. Weil die Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln fehlen.
Wer sich genauer informieren will über die Auswirkungen der Fleischproduktion auf das Klima, die Belastung der Gewässer - der Nitratgehalt z.B. übersteigt mittlerweile auch die Grenzwerte durch die Gülle aus der Massentierhaltung, der Wasserverbrauch zur Herstellung von Fleisch ist immens und beträgt mehrere tausend Liter, bis ein Steak auf dem Teller liegt -, wer sich also informieren möchte, gibt einfach in die Suchmaschine im Internet „Fleischkonsum oder Fleischproduktion und Klima, oder „Fleischproduktion und Wasserverbrauch“ ein und bekommt alle Fakten.
Mir geht es nicht darum, dass wir uns in Zukunft alle vegetarisch ernähren. Sondern dass wir einen bewussten Umgang mit Fleisch entwickeln. So wie wir den Flieger auch nur nehmen, wenn es nötig ist. Wenn der Rhein-Main-Chor, in dem ich gern singe, zu seinem Besuch bei den Freundinnen und Freunden in Hannover den Flieger nehmen würde, dann kann ich die Reaktionen darauf fühlen - Verständnis gäbe es jedenfalls keins. Und genauso bewusst sollten wir mit Fleisch umgehen. Wir müssen nicht jeden Tag Fleisch essen und schon gar nicht dreimal am Tag. Weil uns als Naturfreundinnen und –freunden die Natur nicht egal ist.
Deswegen habe ich auf der Jahresversammlung in Frankfurt den Antrag eingebracht, dass bei Freizeiten, in denen wir Einfluss auf die Ernährung haben, eine Mahlzeit in der Woche vegetarisch sein sollte, d.h. ohne Fleisch und ohne Fisch. Denn auch die Überfischung der Meere ist ja inzwischen ein Umweltproblem.
Mich hat total gefreut, dass ein Mitglied der Naturfreundejugend den Antrag als „viel zu schlapp“ und der Situation nicht angemessen kritisiert hat. In der Diskussion wurde deutlich, dass unsere Jugend sehr viel weiter ist und sich viel bewusster ernährt. Ob sich die Zerstörung weiter fortsetzt, hat ja auch etwas mit ihrer Zukunft zu tun. Und vielleicht sind junge Menschen auch noch sensibler dafür, dass auf der anderen Seite des Planeten schon heute Menschen unter den Auswirkungen des Klimawandels (Stürme und Überschwemmungen) leiden und sterben. Auch das kann uns allen nicht egal sein.
Mit dem Antrag, der angenommen wurde, wollte ich neben der konkreten Umsetzung vor allem den Einstieg in die Diskussion bewirken, die wir meines Erachtens führen müssen. Und es würde mich freuen, wenn dies gelänge.
Wir sind gespannt auf die Resonanz und Eure Diskussionsbeiträge, die wir ebenfalls über das Monatsprogramm allen Mitgliedern bekanntmachen wollen. (Die Redaktion)